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Theresia Renelt sitzt am Klavier und lächelt in die Kamera

Große Emotionen, zarte Stimmungen

Klavierabend im Saulgruber AURA-HOTEL: Theresia Renelt interpretiert Chopin-Werke

„Alles Walzer!“ heißt es beim Opernball in Wien. „Alles Chopin!“ hieß das Motto des Klavierabends, den die Pianistin Theresia Renelt im Labersaal des Saulgruber AURA-HOTELs gab. Und ein paar Walzer waren auch dabei.

Mit dem stimmungsvollen Prélude Es-Dur, das als „Regentropfen- Prélude“ bekannt ist, eröffnete Renelt das Programm. Das Werk soll entstanden sein, als der völlig genervte Komponist im trostlosen Wintergrau im mallorquinischen Kloster saß, wohin ihn seine temperamentvolle Geliebte, die Pariser Schriftstellerin George Sand, verschleppt hatte. Es regnete und regnete – und Chopin ließ das Tropfen in seinem Prélude musikalische Gestalt annehmen. Bei Renelt tröpfelt es allerdings sanft, geradezu lyrisch, so dass sich die Verzweiflung Chopins (der Mallorca-Aufenthalt hatte ihn in eine körperliche wie seelische Krise gestürzt) dem Hörer nicht so recht mitteilen will – zumal sich draußen eine liebliche Sonnenuntergansstimmung abzeichnet.

Dann deuten sich die Schattenseiten an, entfalten auch zunehmend Kraft, aber eben nicht die Düsternis, die dem Werk durchaus innewohnt. Die Zwielicht-Passagen gelangen der Pianistin dagegen ganz wunderbar. Das sollte auch so bleiben: Die zarten Stimmungen zaubern kann Renelt meisterhaft, für die großen, wuchtigen Ausbrüche fehlt es am letzten Quäntchen Kraft oder auch nur Mut.

Eine bereichernde Stunde bot sie dem Publikum, das den Labersaal füllte, gleichwohl. Die Ballade f-Moll beginnt zart-verträumt und steigert sich zum leidenschaftlichen Ausbruch. Der Walzer a-Moll zeigt eine leise Wehmut, der in cis-Moll gibt sich vordergründig kokett und lässt die verborgene Traurigkeit durchschimmern, der in As-Dur trumpft virtuos auf.

Große Emotionen bringt die Fantaisie-Impromptu cis-Moll: Aufgewühlt, extrovertiert beginnend ist der Mittelteil in seiner Zurückgenommenheit umso wirkungsvoller. Renelt gestaltet ihn wie ein kleines, zu Herzen gehendes Lied. Ein klangliches Feuerwerk bringt die Etüde op.10 Nr. 5, lässt die Funken sprühen, ehe das Scherzo b-Moll, das auf Kontrastwirkung setzt, den Abend beendet. Auch hier überzeugen die innigen Passagen mehr als die schroffen Kontrastierungen.

Für den großen Beifall dankt die Pianistin, die an der Kölner Oper als Korrepetitorin wirkt, mit zwei Zugaben: Schumanns Lied „Du meine Seele, du mein Herz“ in der Klaviertranskription von Liszt und einem letzten Walzer aus der Feder Chopins.

 

Bericht von Sabine Näher, Garmisch-Partenkirchner-Tagblatt 28. Mai 2019